Original: Frigyes Karinthy, Öskor
Darsteller:
Erster Urmensch
Zweiter Urmensch
In einem Restaurant im Pliozän im Jahre 15328 v. Chr.
Erster Urmensch kommt ins Pfahlrestaurant.
Guten Tag, Herr Mayer.
Zweiter Urmensch. Guten Tag, lieber Herr Fuchs. Wo kommen Sie her?
Erster. Ich hab ein bisschen gefischt Vormittag. Erlauben Sie?
Zweiter. Bitte, bitte.
Erster. Was kann man hier essen?
Zweiter. Ich habe nur so eine Art Kriegs-Gericht bestellt. Man muss sich einschränken.
Erster. Ja, man hält diese Teuerung nicht mehr aus. Ich schaffe es nicht mehr. Zum Frühstück war ich im Gasthaus „Zum dicken Mastodon“; wissen Sie, was sie für einen läppischen Mammut-Rücken verlangen?
Zweiter. Na ja, es ist ja Krieg!
Erster. Achtzehn bunte Kieselsteine, mein Herr, achtzehn bunte Kieselsteine! Woher soll ich so viel nehmen? Ich schaffe es nicht so viele zusammensuchen.
Ich hab auch meine Frau schon zum Flussufer geschickt um welche zu sammeln. Wie lang wird diese Teuerung noch dauern?
Zweiter. Das ist noch gar nichts. Wissen Sie, wie viel hier eine Ichthyosaurus-Stelze mit Farnkraut-Beilage kostet? Zwanzig Schnecken! Was konnte man alles im Miozän um zwanzig Schnecken kaufen!
Erster. Zwei Plesiosaurus, mit Stoßzähnen.
Zweiter. Mindestens!
Erster. Ja, das kann man nicht aushalten. Der Krieg muss beendet werden.
Zweiter. Im Gegenteil, der muss zu Ende geführt werden, wenn man schon angefangen hat!
Erster. Jetzt reden Sie auch schon so?
Zweiter. Mit Überzeugung. Ja. Im Interesse des Friedens müssen wir alles daraufsetzen, die Gibbons zu besiegen.
Erster. Aber wer hätte gedacht, dass es so lang dauert? Mit den heutigen technischen Möglichkeiten, heute, in der Zeit der Aufklärung, auf dem Gipfel der menschlichen Kultur, im großartigen Jahrhundert des Mannlicher-Knüppels, des zweiundvierzig Zentimeter langen Wildschwein-Stoßzahns, der eine Spanne-lang wachsen gelassenen, auf Obsidian-Stein geschliffenen Fingernägel und der auf Eisen gewetzten Zähnen hab ich gedacht, dass wir mit den Gibbons, die den Krieg uns aufzwangen, bald fertig sein werden.
Zweiter. Gerade deshalb, jetzt darf man nicht aufhören. Es ist meine Überzeugung, dass dieser Krieg der letzte der Menschheit sein wird.
Erster. Glauben Sie?
Zweiter. Ganz bestimmt. Wenn wir alles dafür tun, dass wir mit perfektionierten Waffen, mit dem Einsatz unserer ganzen Kräfte diesen Krieg zu Ende führen, dann werden wir einen Frieden schließen können, wodurch alle Bewohner der Erdplatte sich verstehen werden; wir werden einander die Hand reichen und in Zukunft wird eine internationale Konferenz die Konflikten lösen, es wird nicht notwendig Gewalt anzuwenden, nur noch diesen einen Krieg sollten wir zu Ende führen. Das ist so sicher, wie dass sich die Sonne um die Erde dreht und dass die Erde, wie das unsere großartigen Wissenschaftler entdeckt haben, ein auf dem Rüssel eines Mammuts schwebender Champignon ist. Die Wissenschaft, lieber Herr Fuchs, ist vor allen Dingen!
Erster. Wenn Sie so reden, warum gehen Sie nicht auch zur Front?
Zweiter. Nervös. Entschuldigen Sie, Sie wissen ganz genau, dass man mich als unersetzlichen Angestellter der „Erster Pliozän Steinaxthersteller Aktiengesellschaft“ befreit hat. Abgesehen davon, ich arbeite derzeit an einem Bühnenstück.
Erster. Aber! Schon wieder?
Zweiter. Ja. Ich hab ein ziemlich interessantes Thema, ich glaube, das wird auch so einen Erfolg haben wie das letzte. Wissen Sie, schon das Milieu ist effektvoll, ich hab die Handlung des Stückes ins Miozän versetzt, was den Dialogen eine archaische Patina verleiht. Übrigens, es handelt sich davon, dass eine Frau ihren Mann verlässt, weil Ihre Nerven etwas anderes, etwas Schöneres wünschen, sie verliebt sich in einen anderen, einen richtigen Mann, der Büffel jagt… Aber der Ehemann erwischt sie, wie sie gerade den Fluss überschwimmen wollen um zu flüchten… Der Ehemann nimmt einen Knüppel aus der hinteren Tasche seines aus menschlicher Haut gefertigten Fracks, aber sie kommen ihm zuvor, spießen ihn auf und auf offener Scene essen sie ihn auf… Wissen Sie, das Hauptgewicht liegt nicht auf der Handlung sondern auf den feinen, psychoanalytischen Schattierungen des Dialogs… Ich will eine echte, moderne Frau beschreiben, eine weibliche, ultramoderne Seele mit verfeinerten, zartbeschlagenen Nerven, mit sensiblen Gefühlen… das wird besonders in der letzten Szene hervorgehoben, wie sie den Ehemann essen… Ich glaube, es wird einen großen Erfolg haben.
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