Original: Frigyes Karinthy, A tanulság
I. Im Alter von 78 Jahren bin ich draufgekommen, dass mich meine Frau seit 54 Jahren mit einem jüngeren Mann betrügt. Ich bin zur Margit-Brücke gegangen, hab einen schönen Kopfsprung gemacht, womit ich die B.T.C. - Meisterschaft im Turmspringen gewonnen habe. Darüber hinaus habe ich einen Rekord beim Tauchschwimmen aufgestellt, 2 ½ Tage lang bin ich unter Wasser geblieben, während der Weltmeister nur 2 Minuten und 20 Sekunden unter Wasser bleiben konnte.
II.
Petrus saß am Filmapparat, und war dabei das Filmband über mein Leben auf die Spule zu spulen. Als ich hingekommen bin, war gerade die Szene zu sehen, wie ich in die Donau springe. Das Publikum, bestehend aus den verschiedenen Heiligen und Engeln hat gelacht und gebrüllt, wie ich mit den Beinen und Füßen ungeschickt herumschlage. Ich bin wütend geworden und hab am Arm des Alten gezogen. Daraufhin ist das Band gerissen.
-Idiot! – schrie mich Petrus an, wie soll ich jetzt den ganzen Film von der Spule herunternehmen? Jetzt muss ich den Film von hinten zurückspielen. Na, das wird aber blöd aussehen!
III.
In der nächsten Minute bin ich mit den Füßen nach oben aus der Donau auf die Margit – Brücke gesprungen. Mit dem Gesicht nach hinten bin ich langsam nach Hause gegangen, bin auf den 3. Stock gegangen, hab die Tür zugesperrt, worauf sich die geöffnet hat, bin rückwärts durch das Vorzimmer zu meinem Couch gegangen.
IV
Für eine Minute verließ ich das Zimmer, woraufhin hinten etwas Weiches zu mir kam. Ich bin rückwärts zurück ins Zimmer gegangen und begann zu verdauen. Bald ist das Mittagessen fertig geworden, mein Butler brachte mir die schmutzigen Teller, ich hab mich wieder auf den Stuhl gesetzt und hab aus meinem Mund die fertigen Topfennudeln schön auf den Teller gegeben.
Ich hab die Fleischstreifen zusammengepickt, es war sehr gut. Nach dem ich auch die Suppe aus meinem Mund herausgelöffelt habe, bin ich aufgestanden und hab auf die Uhr geschaut. Es war halb Eins, um 12 musste ich im Büro sein, bin schnell rückwärts aus dem Zimmer gegangen. Der Zigarettenstummel in meinem Mund ist immer länger geworden, dann hab ich die Zigarette angezündet und in meine Hosentasche gesteckt.
V
Zehn Jahre später begann mein Haar immer schwärzer zu werden und meine Zähne sind in meinen Mund hineingefallen. Meine Pension wurde mir entzogen, ich begann zu arbeiten, hab mich ins im Büro gesetzt, musste viel schreiben, bis ich von der letzten bis zur ersten Zeile fertiggeschrieben hab.
Mein Chef war sehr nett zu mir, später hat er mich aber immer weniger gekannt und nach 25 – jähriger guten Arbeit wurde ich in die Firma eingestellt mit einem Gehalt von 300 Forint und bezahlter Miete. So stand ich hier, rückwärts stehend, in größtem Elend, zusammen mit meiner Frau, die immer schöner wurde und mich immer mehr liebte.
VI
Da war ich aber schon 25 Jahre alt, hab meine Frau zurückgebracht zu ihren Eltern und hab mich in sie verliebt. In einer schönen Nacht war sie dreimal voreinander in meinen Armen, sie wurde meins, dann bin ich immer schüchterner geworden, ich habe ihre Hand berührt, sie hat sie aber weggezogen, zum Schluss haben wir uns kennengelernt und ich hab mich ihr vorgestellt. Nachher hab ich sie nie mehr gesehen.
VII
Ich hab mein Diplom bekommen und es begann das schöne, sorglose Studentenleben. Ich war jung und glücklich, ich hab sehr gern gelernt und so hab ich immer weniger gewusst. Mein Studentenleben hab ich aber durch meinen ausschweifenden Lebensstil missbraucht, so hab ich bald meine Kräfte gänzlich zurückbekommen. Ich war 18 Jahre alt, als ich maturiert habe, mein Schnurrbart hat sich schön zurückentwickelt, ich habe meine Kleider eingewachsen und ich habe fleißig vergessen. Im Alter von 14 hab ich die Cholera überlebt, die hätte fatal enden können, aber ich wurde dann infiziert, nachher bestand keine Gefahr für mich. Von da an war mein Leben ruhig, hab lispeln begonnen, dann hab ich verlernt zu sprechen und als ich schon klein genug war, bin ich auf allen Vieren in meine Wiege zurückgekraxelt, wo ich meine Amme beim Stillen mit Milch versorgt habe. Was nachher geschah, weiß ich nicht, nur noch an einen dunklen Ort kann ich mich erinnern, wo mich jemand mit Gewalt hineingesteckt hat.
VIII
Als der Film fertig war, sah mich Petrus an, hob lächelnd seine heiligen Hände.
- Du, der zweimal gelebt hat, - sagte er, offensichtlich mit der Absicht, ein weises Schlusswort von mir für die Zuschauer zu hören, - Du, der zweimal gelebt hat und die Dinge verkehrt betrachtet in die Tiefe der Gesamtheit des Lebens schauen konntest; erzähl´ uns: welche wunderbare Lehre konntest du auf dem Weg, der einem Normalsterblichen nur einmal gegeben ist, den Du aus der unendlichen Barmherzigkeit des Schöpfers zweimal kennenlernen durftest, ziehen?
Mit dem Zeigefinger auf meiner Nase hab ich Petrus nach kurzer Überlegung geantwortet: - Die einzige Lehre, die ich daraus ziehen konnte, beschränkt sich auf eine Beobachtung, mein Heiliger Vater.
- Und zwar?
- Dass die Gedichte von Sándor Hangay von hinten nach vorne lesend genauso sinnlos sind wie von vorne nach hinten.
Anmerkung: Karinthy war auch Literaturkritiker und der ob genannte Schriftsteller war offensichtlich sehr unbegabt! ☺
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