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Geständnisse

Autorenbild: Josef FarkasJosef Farkas

Original: Frigyes Karinthy, Vallomások



Erstes Geständnis


Herr Inspektor……..verhaften Sie mich…. Ich habe meinen Freund erwürgt… den armen, lieben Gustl… weil ich dringend tausend Kronen gebraucht habe… dann stellte sich heraus, dass er die tausend Kronen gar nicht bei sich hat… dabei hab ich so damit gerechnet… zwei Tage lang hab ich mich darauf vorbereitet, dass ich ihn, wenn er allein ist, erwürge und ihm dann die tausend Kronen wegnehme… und was passiert: ich fand das Geld nicht bei ihm … jetzt stellen Sie sich vor, Herr Inspektor….. ich hab ihn um sonst erwürgt… meinen besten Freund… so ein Pech… dabei hab ich das Ganze so ordentlich gemacht… davor hab ich das Würgen in Gedanken einstudiert, damit es gut gelingt… und jetzt… noch dazu wurde ich beobachtet… gerade ein Polizist stand vis a vis beim Fenster… noch dazu ein Polizist, der mich persönlich kennt… darauf bin ich schnell hergekommen… bevor ich von ihm hergebracht werde… ich mag nicht, wenn man an mir herumzerrt…

Puh, jetzt bin ich aber in der Klemme… das hat mir noch gefehlt… die Woche fängt schon gut an…


Zweites Geständnis


Jawohl, Herr Inspektor, natürlich hat mich tiefste Reue dazu bewegt, dass ich sofort herkomme, und mich selbst anzeige. Als ich Tschavoltschek dort tot gesehen habe, sagte ich zu mir: schau her, wozu hat dich dein Temperament hingerissen, Rudi. Was hast du gemacht, du hast diesen Menschen erwürgt, schämst du dich nicht? Jetzt solltest du wenigstens so viel Anstand haben, dass du deine Sünde gestehst; und es soll dir ja nicht einfallen, die gerechte, strafende Hand des Gesetzes auf irgendeiner Art auszuspielen oder zu behindern.


Nein, Rudi, ich kenne dich, ich kenne dein edles, feines, zartes Gefühlsleben, du bist nicht so ein Kerl. Rudi, du gehst jetzt zur Polizei und zeigst dich selbst an. Du kannst das auch schon deshalb beruhigt tun, da dich ja eine plötzliche, unkontrollierbare Gefühlsregung zu dieser Tat gezwungen hat, die du begangen hast.


Das hab ich mir gedacht, verehrter Herr Inspektor, und sehen Sie, ich bin gleich hergekommen.


Drittes Geständnis

Also, Herr Inspektor, jetzt stellen Sie sich bitte vor, was ich gefühlt habe, als ich bemerkte, dass dieser Tschavoltschek meine Frau ständig anstarrt. Ganze Nächte habe ich durchgeweint, weil ich gefühlt habe, dass dieser Mensch mein Familienglück zerstört, dieser Mann, dem ich nichts Böses getan habe. Wegen meiner Frau hätte ich es nicht getan, aber da waren meine Kinder, meine lieben Kinder…


Verzeihen Sie mir Herr Inspektor, ich kann nicht weiterreden…durch meine Tränen kann ich kein Wort mehr herausbringen…meine lieben kleinen Kinder, die ihre Mutter verlieren werden… was sagen Sie?... dass beide meiner Kinder im Waisenhaus verstorben sind… sind sie deswegen nicht meine Kinder?..., umso mehr hat es mir weh getan, dass sie ihr Leben verloren haben, und jetzt sollen sie auch noch ihre Mutter verlieren… ein menschliches Herz ist ja nicht aus Stein…


Viertes Geständnis


Ja, ich erinnere mich gut, die Sache war so, dass am Vortag der Katastrophe dieser Tschavoltschek mich auf der Straße aufgehalten hat und sagte, ich soll ihm tausend Kronen geben, weil er tausend hat, er will noch tausend dazu. Ich sage ihm, ich hab das Geld nicht, woher soll ich es haben. Daraufhin hat er mich bedroht, dass er mich zusammenschlägt, wenn ich ihm das Geld am nächsten Tag am Abend nicht vorbeibringe. Ich habe große Angst gehabt, dass er seine Drohungen wahrnimmt, so bin ich am Abend nächsten Tages zu ihm gegangen um ihn zu bitten, dass er mir nichts tun soll, er soll mich am Leben lassen, allein schon wegen meiner Kinder. Daraufhin attackierte mich Tschavoltschek mit blutunterlaufenen Auge und sagte, dass er mich totschlägt, wenn ich ihm die tausend Kronen nicht überreiche.


Ich hab ihn angefleht und gebeten mir nichts zu tun, aber er war unnachgiebig. Ich weiß genau, sagte er, dass du die tausend Kronen bei dir hast, nur streitest es ab, du hast es in deiner Hand, in deiner Hosentasche. Daraufhin hab ich meine Hände geöffnet, sag ich, schau her, da ist nichts. Dann wollte ich meine Hände schließen, er sagte aber, du Schwein, dort ist das Geld zwischen deiner Fingern, du willst es nur verstecken, das lasse ich aber nicht zu – und hat seinen Hals zwischen meine Hände gepresst und ließ es nicht zu, dass ich meine Hände schließe. Umsonst hab ich ihn angefleht, dass er mir nichts tun soll, bis ich plötzlich bemerkte, dass er erstickt ist. Darauf bin ich erschrocken zur Polizei gelaufen.


Fünftes Geständnis


Ob ich diesen Tschavoltschek überhaupt gekannt habe? In exakter, juristisch definierter Distinktion könnte man sagen, dass ich ihn nicht gekannt habe. Ja, ich hab gehört, dass er umgebracht wurde, - aber was hab ich damit zu tun? Was ich damals alles zusammengeredet hab? Mein Gott, damals war ich sehr aufgeregt wegen diesem Fall, ich mag etwas gesagt haben, ich war aber nicht zurechnungsfähig, obwohl für die Feststellbarkeit des Tatbestandes gerade das die conditio sine qua non wäre.


Eine oder mehrere Personen, bei denen ein bestimmtes oder unbestimmtes Interesse an Eigentum ihr Anspruch geltend gemacht wird, deren Anwartschaft in Anbetracht anderer Konsequenzen auf den Rechtsbegriff mit einer autonomeren Subjektivität ausgestattet ist und deren Relevanz einem selbständigeren Rechtssubjekt zugewiesen wird…

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