Original: Stephen Leacock, übersetzt von Frigyes Karinthy ins Ungarische
Langsam stieg die Sonne rauf, runter, abwechselnd, einmal im Osten, einmal im Westen, wie es kam, mit ihren sterbenden Strahlen die düsteren Türme der Burg Buggenburg zu beleuchten.
Isolde stand am Fenster eines Turmes. Ihre zarten Arme in die leere Luft hebend hat sie den Himmel sehnsüchtig befragt.
Guido! Und ihre Brust war mit einem Seufzer gefüllt.
Ihre zarte, fast schwebende Gestalt war schwankend, wie der Mondschein, der beim Fensterspalt sich hereinzwingt.
Zwei Mal musste sie ins Zimmer gehen, damit sie einmal drinnen ist, so mager war sie.
Ihre Bekleidung, eine dunkelblaue, weite, lockere Pferdematte, mit einer silbernen Schnalle auf ihrem Gurt befestigt, auf ihrem Kopf ein Zuckerhut leicht zurückgebogen in 45 Grad.
Guido! – flüsterte sie – Guido! Kommst also doch nicht?
In dieser Nacht gab der Regent von der Burg Buggenburg ein Fest anlässlich der Vermählung seiner Tochter Isolde mit dem Ritter Tankred Teufelsaustreiber.
Auf dieses Fest lud er alle seiner Verbündeten und Vasallen ein: Fleischesser Ferdinand, Rumtrinker Rodolf, Petrus Palatschinke und viele andere.
Aber Isolde stand in ihrem Turm und trauerte um ihren in der Ferne befindlichen Guido.
Die Liebe von Guido und Isolde nährte sich aus dem absolut reinen, göttlichen Liebe, die nur das Mittelalter gekannt hat.
Sie haben einander nie gesehen. Guido hat Isolde nie gesehen. Isolde hat Guido nie gesehen. Nie haben sie miteinander gesprochen. Nie waren sie miteinander zusammen. Sie haben sich nie kennengelernt, sie haben nie voneinander gehört, sie haben nicht einmal gewusst, ob sie existieren.
Trotzdem haben sie sich geliebt.
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