Original: Frigyes Karinthy, "EGY MAGÁNYOS NAGY LÉLEK FEJLŐDÉSE.
ROSSZCSIRKEFF MÁRIA EMLÉKIRATAI", nach Stephen Leacock
Schaust du manchmal in dein eigenes Gesicht im Spiegel?
Nein? Es wundert mich. Ich tu das immer.
Manchmal stehe ich stundenlang vor dem Spiegel und beobachte mein Gesicht. Ich drehe meinen Kopf nach oben, so untersuche ich es tief. Manchmal drehe ich meinen Kopf ganz um, ich mache Handstand, so schaue ich es mir an. Ich versuche zu enträtseln, was es bedeutet. Es schaut mich mit den großen, walnussbraunen Augen an, als ob es zu mir reden möchte..
Warum bin ich eigentlich geboren?
Ich weiß es nicht.
Tausend Mal täglich frage ich mein Gesicht, aber ich bekomme keine Antwort.
Oft, wenn jemand durch mein Zimmer geht – Nyivuska, mein Zimmermädchen, oder Moritz, der Knecht, und sie sehen, dass ich mit meinem Spiegelbild rede, denken sie, dass ich wahnsinnig bin. Was heißt wahnsinnig? Geisteskrank.
Dabei… tatsächlich…
Manchmal werfe ich mich auf die Bettdecke und bohre mein Gesicht in mein Polster.
Ich bin 17 Jahre alt.
Werde ich jemals 77? Ah…Werde ich 67? … Oder 48?... Mit 67 wäre ich einverstanden, aber 48 lasse ich nicht gelten.
Aber angenommen, ich werde beides – kann ich dann gleichzeitig auch 17 sein?
Ich kann mir nicht antworten.
Manchmal wache aus meinen Träumen und frage mich, warum ich an nichts denke?
Am nächsten Tag
Ich habe eine Blume in mein Zimmer gebracht. Ich habe sie auf der Wiese, am Bachufer gefunden.
Verträumt winkte sie auf ihrem langen Stiel.
Ich kenne ihren Namen. Sie heißt Tschupsvojskjana. Ich liebe Namen.
Ich beugte mich über sie und redete mit ihr. Ich habe sie gefragt, werde ich jemals lieben können? Sie antwortete, tja, bitte, was weiß ich?
Auf dem Weg nach Haus bin ich bei einem Knoblauch vorbeigegangen.
Er ist auf dem Weg gelegen, quer.
Jemand ist darauf getreten, hat seinen Stiel gebrochen… Wie sehr muss ihm das wehgetan haben!
Ich hab ihn in meine Brust gesteckt. Die ganze Nacht lag er unter meinem Polster.
An einem weiteren nächsten Tag
Mein Herz sehnt sich nach Liebe! Wie ist es möglich, dass ich niemanden liebe?
Ich hab´s versucht, aber es ging nicht. Mein Vater - Ivan Ivano Ivanov Ivanovits – so stark und gütig und trotzdem kann ich ihn nicht lieben. Meine Mutter, Kato Katosa Katoso Katosovna, eher eine kleine, freche, trotzdem kann ich sie auch nicht lieben. Und mein Bruder, Dim Dimi Dimit Dimitiririvicsiff, auch ihn kann ich nicht kann lieben.
Aber ah, Alexitsch Alexevitsch!
Nein. Nein, auch ihn nicht. Trotzdem muss ich ihn heiraten. Sogar der Tag der Hochzeit ist bereits festgelegt. Heute in einen Monat. 30 Tage. Warum liebe ich Alexevitsch nicht? Er ist groß und stark. Ein Soldat. Leibwächter des Zaren. Ein Mann von Nicolaus Komanoff, trotzdem nicht.
Nach dem nächsten Tag
Ich fühl mich wie im Gefängnis, die sperren mich ein, mein Vater Ivano Ivanovics und meine Mutter (mir fällt momentan ihr Name nicht ein) und die anderen, alle…
Ich ersticke… Luft!
Sie lassen mich nicht…
Jedes Mal, wenn ich Selbstmord begehen will, hindern sie mich daran… Kein einziges Mal lassen sie mich.
Heute in der Nacht wollte ich wieder.
Ich hab einen ganzen Krug Salzsäure hereingeschleust, legte auf mein Nachtkastl.
In der Früh war sie noch dort.
Und ich hab noch gelebt.
Die lassen einem nicht einmal das wenig ins Wassergehen, wozu jeder das Recht hat.
Warum?
Ich weiß es nicht. Umsonst frage ich die Bäume und die Sterne – werde ich mir nie mehr in den Kopf schießen dürfen mit der Wasserpistole?
Sie antworten nicht.
Und trotzdem – frei, frei will ich sein, wie ein kleiner Vogel!... der kleinste Vogel!
Ich schaue den von den Bäumen fallenden Blättern zu; - auch ich möchte ein Blatt sein.
Die wollen aber, dass ich immer mittagesse.
Gestern z.B. haben sie mich gezwungen eine Kirsche zu essen.
Abscheu! Ekelhaft!
Vorgestern
Einen armen kleinen Krautkopf fand ich am Straßenrand.
Böse Kinder bewarfen ihn mit Steinen.
Er war schon tot, wie ich ihn aufgehoben habe.
Daneben lag ein Hühnerei.
Es war auch schon tot.
Ach, wie ich geweint habe!...
In der Dämmerung
Wie mein Herz schlägt. Ein Mann ging neben mir vorbei! Ein MANN!
Durch das Fenster hab ich ihn gesehen. Er ging hinaus, gerade, auf die Wiese.
Wie schön er war! Nicht so groß, wie Alex – nein, nein!... Eher klein und rund… wie… der schöne Krautkopf…den ich vorige Woche bereits tot aufgefunden habe …
Er hatte einen gelben Mantel an, einen Stock in der Hand, ein Gestell auf seinem Rücken und aus seinem Mund hing eine langstielige Pfeife und sein Gesicht war weniger grob und rot sondern zart und schön, wie das Lächeln des Mondes.
Liebe ich ihn?... Ich weiß es nicht. Noch nicht. Die Liebe ist eine zarte Blume – man kann sie nicht zwingen.
Als er bei mir vorbeiging, lehnte ich mich aus dem Fenster und warf ihm eine Rose zu.
Er bemerkte es aber nicht.
Dann warf ich ihm eine Seife und eine Zahnbürste nach, aber ich traf ihn nicht, so ging er weiter.
Vor der Dämmerung
Die Liebe kam in mein Leben, sie füllt es aus, bringt es beinahe zum Platzen. Ich hab ihn wiedergesehen. Ich hab mit ihm gesprochen. Er saß am Flussufer auf einem dreibeinigen Sessel. Dort saß er, wie stark und mächtig war er - im Vergleich zum Sessel!
Vor ihm eine Staffelei – er malte etwas. Ich habe ihn angesprochen.
Ich kenne seinen Namen.
Sein Name ist… Wie schnell mein Herz schlägt, jetzt, wo ich es niederschreiben muss…nein, nein, nur flüstern kann ich ihn… nur flüstern…Otto Pinkenspiel!
Ist das nicht ein wunderschöner Name? Ah!
Und wie er gemalt hat… wie er auf die Leinwand gemalt hat… Farben, rote, weiße, blaue… durcheinander, in jede Richtung…
Staunend sah ich ihn an.
Instinktiv habe ich ihn angeredet.
– Was malen Sie? Einen Engel?
– Nein, – antwortete er – eine Kuh.
Ich hab genauer hingeschaut und sah, dass es tatsächlich eine Kuh war.
Ich hab ihm tief in die Augen geschaut.
– Das soll unser Geheimnis bleiben! – sagte ich ihm – niemand soll es erfahren!
Und ich wusste bereits, dass ich ihn liebe.
Eine Woche später
Jeden Tag in der Früh gehe ich runter auf die Wiese zu Otto.
Er sitzt und malt, ich sitze neben ihm, ich umklammere mein Knie mit meinen Händen und rede zu ihm. Ich sage ihm alles, woran ich denke, was ich gerade lese, was ich weiß, was ich fühle, was ich nicht weiß, was ich nicht fühle.
Er hört mir mit jenem in die Ferne starrenden Blick an, den ich so liebgewinnen konnte. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er gar nicht hört, was ich ihm sage.
Er versteht mich.
Unsere Seelen sind auf einer wunderbaren Art in Harmonie.
Wir inspirieren einander.
Otto ist mein Meister. Ich bin sein Lehrling.
Gestern fragte ich ihn, was er meint, wer vertritt die Weltanschauung am genauesten, Hegel, Shlegel oder Whegel.
Er antwortete, weiß der Kuckuck.
Otto! Mein Otto!
Heute
Otto hat mich berührt!
Ein kalter Schauer lief über meinen Rücken.
Ich stand hinter ihm und wie wir miteinander redeten, hat der Griff meines Sonnenschirms den untersten Knopf seines Mantels berührt.
Als wenn mich ein glühendes Eisenstück berührt hätte.
Morgen werde ich Otto meinem Vater vorstellen.
Aber heute kann ich nicht an etwas anderes denken, nur an diese Berührung.
Morgen
Otto berührte auch meinen Vater… Es waren zehn Rubel… aber es scheint, dass für meinen Vater diese Berührung unangenehm war. Mein Vater tobt. Ich verstehe nicht, warum.
Ich hab Otto in unser Haus gebracht. Er sprach mit meinem Vater. Am Abend saßen sie zusammen. Und mein Vater ist wütend heute. Er sagt, dass ihn Otto bestohlen hat. Ich verstehe ihn nicht.
Aber Otto wurde des Hauses verwiesen und ich kann ihn daher nur auf der Wiese sehen.
Bald
Heute wollte Otto ein Andenken von mir.
Ich hab ihm meine Haarnadel angeboten. Er lehnte sie aber ab. Er nahm lieber meine diamantene Schnalle von meinem Gurt.
Ich hab seinen Gedanken erraten.
Er wollte damit symbolisieren, dass ich für ihn mehr als ein Diamant bedeute.
Heute Früh
Gestern wollte Otto noch ein Andenken von mir. Ich hab ihm meine goldene Halskette gegeben und hab vorgeschlagen, sie zu teilen und wir sollten je die Halbe Kette bei uns aufbewahren.
Aber Otto sagte, nein. Ich hab in seiner Seele gelesen. Das wäre ein Bruch in unserer Liebe.
Er bewahrt sie für uns beide. Die Kette bleibt ganz, wie unsere Liebe.
Ist das nicht ein wunderbarer Gedanke?
Otto ist in letzter Zeit sehr nachdenklich. Er denk an viele verschiedene Sachen.
Heute hat er mich gefragt, ob ich noch so eine Halskette habe.
Übermorgen Abend
Heute hab ich ihm meine zweite Kette gebracht.
Seine Augen glänzten, als er sie gesehen hatte.
Er gab mir dafür eine Kupfermünze. Unsere Liebe wird so rein sein wie Gold und so fest wie Kupfer.
Ist das nicht wunderbar?
Später
Ich hab so Angst, dass Alex zurückkehrt.
Ich fürchte mich so, dass Otto ihn tötet, wenn er zurückkommt. Otto ist so ruhig und friedlich – allein der Gedanke ist furchtbar, wie er sein kann, wenn er anders ist.
Früher
Ich habe Otto von Alex erzählt. Ich habe ihm erzählt, dass Alex Soldat ist, dass er Musketier vom Zar ist und dass wir verlobt sind. Anfangs wollte mich Otto gar nicht anhören. Er hatte Angst vorm Ausbruch seiner Emotionen und er begann seine Staffelei zusammenzupacken.
Dann hab ich ihm gesagt, dass Alex vorläufig noch nicht kommt. Darauf ist er etwas ruhiger geworden.
Ich flehte ihn an, Alex nicht zu töten, nicht zu töten mir zuliebe. Er hat es mir versprochen!
An irgendeinem Tag
Mein Vater bekam einen Brief von Alex. Er kommt in 2 Wochen. Am darauffolgenden Tag findet die Hochzeit statt.
Ich hab noch 2 Wochen, um Otto zu lieben.
Unsere Liebe ist vollkommen. Ich möchte sterben. Gestern Abend war ich so glücklich, dass ich wieder versucht habe mich zu töten. So ein Dings, einen Schneid hab ich darauf verspürt, da ich ja schon weiß, was die glückliche Liebe bedeutet. Juhuu, evoé! Ich hab eine Dose Schießpulver auf mein Nachtkastl gelegt. Ich bin unverletzt aufgewacht. Ich weiß, was das bedeutet. Das bedeutet, dass wir mit Otto zusammen sterben müssen. Ich werde es ihm sagen.
Später
Ich hab Otto gesagt, dass wir uns töten müssen, da unsere Liebe so vollkommen ist, dass wir damit das Recht zum Weiterleben verloren haben.
Er schaute mich eigenartig an.
Dann hat er vorgeschlagen, dass ich mich umbringen soll, er wird dann elendig an meinem Grab eingehen.
Ich kann dieses Opfer nicht annehmen.
Ich schlug ihm vor, sich auf einen Weidebaum aufzuhängen, ich helfe ihm dabei.
Er sagte, darüber kann man reden, er überlegt es sich. Eventuell, dachte ich mir, kann er sich auch erschießen. Ich habe ihm die mit Perlmutterstuckatur bearbeitete Pistole meines Vaters gegeben. Wie dankbar er mich ansah, als er sie übernahm!
Am nächsten Tag
Warum tut Otto so, als ob er mir aus dem Weg gehen möchte? Heute hat er seine Staffelei ans andere Ende der Wiese gebracht. Er hat sich hinter einen Heuballen versteckt. Zuerst hab ich ihn gar nicht gefunden. Ich hab gedacht, dass er sich aufgehängt hat. Aber später hat er gesagt, nein. Er hat keinen Strick gefunden. Er sagte auch, dass er sich erschießen wollte, er hat aber seinen Kopf verfehlt.
Fünf Tage später
Wir werden nicht sterben. Wir werden Leben und werden uns ewig lieben. Wir gehen fort, zusammen, frei, hinaus in die weite Welt!... Wie glücklich ich bin!
Otto wird mich entführen.
Bis Alex ankommt, werden wir bereits weit sein – weit entfernt in der Fremde.
Ich hab Otto gesagt, dass ich mit ihm flüchten werde und er sagte ja.
Ich hab ihm gesagt, dass wir Hand in Hand in die Welt hinausgehen – trotzend mit allen, mit leeren Händen, mit vollem Herz. Ich hab ihm gesagt, dass er mein Befreier wird, mein Ritter, mein Messias, mein Erlöser.
Otto sagte, gut.
Er war damit einverstanden. Er hat nur bemerkt, dass man nicht unbedingt mit leeren Händen losgehen sollte. Ich weiß nicht, wie er das meint, aber ich vertraue ihm und gehorche meinem Herrn. Er machte bereits alle Vorkehrungen.
Jeden Tag in der Früh bringe ich ihm auf die Wiese von meinen Habseligkeiten, gebe sie meinem fahrenden Ritter und er bringt alles ins Hotel, wo er wohnt.
Letzte Woche hab ich mein Schmuckschatulle herausgeschmuggelt und gestern, auf seine Bitte hin, nahm ich mein Geld aus der Bank und übergab es meiner Seligkeit.
Heute hat er mir mitgeteilt, dass wir auf dem Weg noch paar Andenken brauchen werden, von meinem Vater und meiner Mutter, damit wir an sie immer wieder denken. Heute Nacht werde ich die goldene Uhr meines Vaters entwenden. Oh, mein heldenhafter Tankred! Wie feinfühlig achtet er auf meine Gedanken!
Am nächsten Tag
Alles ist fertig. Morgen treffe ich Otto auf der Wiese, die goldene Uhr und die anderen Sachen sind bei mir.
Morgen in der Nacht werden wir fliehen. Bei der kleinen Tür des Gartens treffen wir uns und Otto wird dort sein, er wird auf mich warten.
Heute ging ich im Garten rund herum und hab Abschied genommen. Ich verabschiedete mich von dem Knoblauch, den Vögeln und den Bienen.
Morgen werden wir alles hinter uns haben.
Am nächsten Abend
Wie soll ich erzählen, was geschehen ist? Ich bin in meiner Seele total aufgewühlt.
Was ich befürchtet habe, ist eingetreten. Wie soll ich weiterleben?
Alex ist angekommen. Er und Otto haben sich geprügelt.
Ah mein Gott, es war furchtbar.
Ich stand mit Otto in der Mitte der Wiese. Ich überreichte ihm gerade die Uhr und damit gleichzeitig auch meine Seele und mein Herz und meine Liebe.
Wie wir dort stehen, sehe ich, dass Alex durch die Wiese kommt, genau auf uns zu.
Er sah so groß und soldatenhaft aus! Es durchblitzte mich der Gedanke, wie furchtbar kalt und unbeweglich er hier liegen würde, wenn Otto ihn töten würde.
– Geh´, Otto, schrie ich – töte ihn nicht!
Otto sah auf und erblickte Alex. Er sah mich an und aus seinem Blick strahlte eine unaussprechliche Tiefe zu mir.
Dann, ausschließlich meinetwegen, lief er weg. Was für eine edle Seele! Heldenhaft – er hatte die Mut, seine Gefühlsausbrüche nicht Herr werden zu lassen.
Aber Alex hat ihn eingeholt.
Und am Flussufer begann der Kampf auf Leben und Tod. Es war furchtbar ihnen zuzuschauen. Wie grausam die Männer sind!
Ich stand nur, rang meine Hände und schaute sie mit flehendem Blick an.
Zuerst erwischte Alex Otto am Hosenträger und schwang ihn in der Luft im Kreis.
Ich sah das Gesicht von Otto für einen Augenblick, wie er beim Kreisen gerade in meiner Richtung war, genauso wie wenn die kreisende Sonne im Horizont auftaucht – die gleiche furchterregende Mut, wie er davor wegrannte. Ich konnte es aber nicht lange bewundern, denn Alex hat ihn solange weitergedreht, bis der Hosenträger riss und mein heldenhafter Ritter schlug auf dem Rasen wie ein beflügelter Engel auf.
Das war der erste Teil des Kampfes.
Dann stellte sich Alex hinter Otto, und versetzte ihm Fußtritte, wie er dort lag. Eine Zeitlang haben sie so gekämpft. Das war der zweite Teil des Kampfes. Dann kam der dritte, der schrecklichste. Alex nahm die Staffelei und schlug mit dem Gemälde auf den Kopf von Otto ein. Das Gemälde riss und umfasste das leidende Gesicht von Otto zuerst wie ein Glorienschein, dann wie ein großer Kragen. Danach hob Alex Otto am Hals gefasst samt Gemälde auf und warf ihn in den Fluss.
Und dann schwamm er!...
Mein Befreier!...
Ich sah noch seinen aufwärts gerichteten Blick, als ihn die Wellen sanft schaukelten, flussab, weit weg… Eine tiefe Selbstentsagung spiegelte sich an seinen Konturen.
Nachher kam Alex zu mir, nahm mich in seine Arme und trug mich so durch die Wiese – pfui wie groß und stark! – und er meckerte irgendsowas dass er mich liebt und ab morgen er mich vor den Versuchungen beschützen wird. So trug er mich ins Haus, wo mein Vater und meine Mutter bereits auf uns warteten. Und morgen werde ich die Frau von Alex sein. Er brachte mein Geld, meinen Schmuck und meine diamantene Gürtelschnalle aus dem Hotel zurück und befestigte sie an meinem Gurt.
Wie kann ich es ertragen? Alex bringt mich nach Petersburg, wo er ein Schloss gekauft hat, dort werden wir leben und werden reich sein und wir werden im Hof dem Zaren und der Zarin vorgestellt. Ah, wie grauenhaft!
Ich sehe nur das Gesicht von Otto vor mir, wie er den Fluss hinunterschwimmt um seinen Hals mit dem Bilderrahmen… Der Fluss führt ihn hinunter zum Dnyeper, über den Dnyeper zum Bug, von dort zum Volga bis zum Kaspischen Meer.
Aber aus dem Kaspischen Meer gibt es keinen Ausweg, da ich gelernt habe, dass es nicht in Verbindung mit anderen Meeren steht und Otto schwimmt rundherum entlang des Ufers , ununterbrochen… pausenlos… für immer…
Furchtbar!
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