Original: Gádor Béla, Jó tett helyébe jót várj
Auf einer Budapester Straße. Ein alter Mann steht verängstigt auf dem Gehsteig, er möchte auf die andere Seite der Straße. Ein Fußgänger hat Mitleid mit ihm und spricht ihn an.
Fußgänger: Möchten Sie hinüber, Onkel?
Alter Mann: Ja, mein lieber, ja.
Fußgänger: Na, kommen Sie, Onkelchen, ich helfe Ihnen.
Alter Mann: Gott segne Sie. Es gibt also doch noch gute Menschen, die einem alten Mann helfen.
Fußgänger: Also gehen wir!
Alter Mann: Wissen Sie, mein lieber, meine Augen sind schon schwach, bin schon alt, ich lebe allein in dieser Welt. Wenn es keine gute Menschen geben würde… Wissen Sie, an Ihnen sieht man sofort, dass Sie ein guter Mensch sind. Sie haben einen so großen Kopf. Alle mit einem großen Kopf sind gute Menschen. Ich habe gute Menschen gern. Ich bin auch ein furchtbar guter Mensch.
Fußgänger: Mein armes Onkelchen, wenn mein Vater noch leben würde, wäre er ungefähr so alt wie Sie. Wie alt sind Sie lieber Onkel?
Alter Mann: Über 75. Aber es geht noch. Meine Füße sind noch in Ordnung. (Tritt ins Schienbein des Fußgängers.)
Fußgänger: Hmm, ja, ich merke es.
Alter Mann: Nur meine Augen sind schon schlecht. Aber, da hilft nichts, 75 Jahre sind 75 Jahre.
Fußgänger: Sie sehen gar nicht aus wie 75. Höchstens 74. So, gehen wir jetzt.
Alter Mann: Kommt nichts? Auweh, es kommt ein Auto!
Fußgänger: Es kommt nichts! Vertrauen Sie mir, Onkelchen. Gehen wir.
Alter Mann: Ich hab so eine Angst, seit dem meine Frau von einer Straßenbahn überfahren wurde.
Fußgänger: Entsetzlich!
Alter Mann: Aber dann wurde sie lebend darunter hervorgezogen.
Fußgänger: Na, Gott sei Dank!
Alter Mann: Aber dann ist der Rettungswagen gekommen und sie wurde von dem niedergeführt!
Fußgänger: Entsetzlich!
Alter Mann: Sie ist dann auch gestorben. Zwanzig Jahre später. An Krebs. Sie wurde von jemandem angesteckt.
Fußgänger: Ja, Krebs ist sehr ansteckend. Aber jetzt gehen wir doch endlich!
Alter Mann: Wissen Sie, meine liebe Frau war sehr ordentlich. Sie war sehr gepflegt. Sie hat sich alle Monate ein Bad genommen.
Fußgänger: Das ist brav.
Aller Mann: Weil mein Schwager im Hallenbad als Masseur gearbeitet hat, von ihm hat sie die Eintrittskarten bekommen. Mein Schwager hat sehr gut massiert.
Fußgänger: Hat er auch Hühneraugen geschnitten?
Alter Mann: Er hat keine Hühneraugen geschnitten. Er nicht.
Fußgänger: Na dann gehen wir!
Alter Mann: Warten Sie, ich glaube, er hat doch auch Hühneraugen geschnitten.
Fußgänger: Also gut, dann hat er Hühneraugen geschnitten.
Alter Mann: Aber ich bin mir nicht ganz sicher. Vielleicht hat er doch keine Hühneraugen geschnitten. Jetzt tun Sie mich ganz verwirren.
Fußgänger: Hat er Hühneraugen geschnitten oder nicht, wurscht, jetzt gehen wir endlich, ich muss das Geschäft öffnen.
Alter Mann: Machen auch Sie schwarze Geschäfte?
Fußgänger: Ich bin Handelskaufmann.
Alter Mann: Also machen Sie bestimmt schwarze Geschäfte. Euch alle sollte man aufhängen! Ihr seid schuld, dass alles teurer wird!
Fußgänger: Ist gut, Onkelchen, wichtig ist nur, dass wir endlich gehen!
Alter Mann: Ihr fresst alle Gänseleber und Kaviar, ihr seid alle Gauner.
Fußgänger: Ist gut, Sie haben recht, wir fressen immer Gänseleber und Kaviar. Gehen wir!
Alter Mann: Hören Sie, lassen Sie meinen Arm aus. Sind Sie nicht Kommunist? Immer: gehen wir…
Fußgänger: Aber mein liebes Onkelchen, Sie furchtbar guter Mensch, ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich es so eilig habe. Ich habe zu tun!
Alter Mann: Was geht mich das an? Gehen Sie doch!
Fußgänger: Und was wird mit Ihnen?
Alter Mann: Es wird mich sicher eine Straßenbahn oder ein Auto niederführen. Weil um einen alten Mann kümmert sich ja niemand. (Heult ein wenig.)
Fußgänger: Doch, man kümmert sich um alte Menschen! (Wütend:) Aber jetzt kommen Sie endlich um Himmels willen!
Alter Mann: Hören Sie, fluchen Sie nicht, Sie Prolet!
Fußgänger: Also, kommen Sie oder bleiben Sie?
Alter Mann: Na unerhört, wie aggressiv Sie sind! Wie ich Sie hasse! Ein ekelhafter Mensch sind Sie. Ihre Frau betrügt Sie ganz sicher! Nur, ein alter Mensch kann nicht wählerisch sein. Kommen Sie her!
Fußgänger: Hier bin ich. Gehen wir?
Alter Mann: Warten Sie. Warum sind Sie so nervös?
Fußgänger: Ich bin nicht nervös!!! Bin NICHT NERVÖS!!! (Er tobt.)
Alter Mann: Halten Sie meine Tragtasche. Aber passen Sie auf, es ist Suppe in einem Topf in der Tasche. Da ist auch mein Schirm, halten Sie den auch endlich. Auf diese Seite sollen Sie herkommen! Nein, nicht dorthin, hierher! Hupfen Sie nicht herum wie ein Floh!!
Fußgänger: Floh? Na wart… Komm her du Dracula, ich bring dich auch dann über die Straße, wenn ich dabei eingehe.
Alter Mann: Hören Sie, was wollen Sie von mir? Zerren Sie mich nicht hin und her, Sie zerreißen meinen Mantel! Sie Schinder! Hilfe! Mörder! Hilfe!
Fußgänger: So, Du Hundesohn! (Er schlägt den alten Mann mit dem Schirm.) Da hast´s! Du furchtbar guter Mensch!
Alter Mann: Hilfe! Hilfe!
Fußgänger: Hallo, Taxi! Kommen Sie her und führen Sie diesen alten Gauner nieder!!!
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