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Das Sanatorium des Satans

Autorenbild: Josef FarkasJosef Farkas

Oder: Grausamkeit zu Lasten der Vorzeiten

Original: Frigyes Karinthy, A sátan szanatoriuma

Großes Geschichtsdrama aus Amerika


Der arme Präsident Lincoln, der am Tage der Beendigung des Sklavenkriegs seinen Magen mit Grapefruit verdorben hat, hält mit heldenhafter Selbstbeherrschung eine Rede vom Balkon trotz schrecklichster Magenkrämpfe, was sich an seinem Gesicht widerspiegelt. Danach geht er ins Theater, wo er sich von einem Schauspieler namens Booth, mit dem er es bereits ausgemacht hat, erschießen lässt, damit er die furchtbar schlechte Vorstellung nicht mehr ertragen muss. Both flüchtet, aber inzwischen renkt ihm ein Arzt namens Mudd seinen verstauchten Knöchel wieder ein, jedoch bleibt der Pantoffel des Schauspielers dort, in dem nach damaliger Sitte seine Geburtsurkunde und sein Personalausweis eingraviert sind.

Auf dieser kleinen Spur machen sich die listigen Verfolger auf den Weg und finden seinen Aufenthaltsort, aber jetzt beschuldigen sie den unschuldigen Arzt, Autor des besagten Theaterstückes zu sein. Er wehrt sich umsonst, die Anklage bleibt aufrecht und man fängt an, ihn zu beargwöhnen, aber während der Verhandlung zieht er eine Kapuze auf seinen Kopf, damit man ihn nicht erkennen kann. Tatsächlich wird er mit einem Henker aus dem Mittelalter verwechselt und er wird beinahe in den Film „Die Qualen der Inquisition“ verlegt, als seine Familie es bewerkstelligt, zum Zwecke der Untersuchung seines geistigen Zustandes, auf die unter dem Namen „Das Sanatorium des Satans“ allgemein bekannte Insel zu überbringen, wo in einem runden Kanal ähnlichen Aquarium unter Aufsicht von zahlreichen schwarzen und weißen Soldaten Haie gehalten werden, damit die gefährlichen Fische nicht ins offene Meer gelangen können.


Im Sanatorium warten entsetzliche Qualen auf den ambitionierten jungen Arzt. Abgesehen davon, dass man ihm täglich höchstens einen halben Kilo Seife hineinschmuggeln kann, darf er auch seine Manikür-Garnitur aus Washington nicht mitnehmen, und er wird gezwungen, sich vom groben, unwissenden und unerfahrenen schwarzen Personal rasieren zu lassen, er weigert sich jedoch und bis in der Früh hat er jedes Mal einen 3-tägigen Bart, nur nachmittags schneidet er ihn ab. Ein teuflisch gemeiner, sadistischer Kommandeur schaut ihn öfter, wenn er eh schon schlecht gelaunt ist, absichtlich mit krummen Augen an, ja, er zeigt ihm einmal sogar die Zunge! Da für ihn diese höllische Art, wie man mit ihm umgeht, unerträglich wird, beschließt er, nach dem der Kommandeur ihm einmal ein Bein stellt und sich nachher bei ihm nur oberflächlich entschuldigt, auszubrechen. Das Personal des Sanatoriums geht in seiner Grausamkeit soweit, dass es seine Flucht verhindern will, sie belästigen ihn tagelang mit Kanonen und Flugzeugen, damit er seinen Plan nicht verwirklichen kann; ein verruchter Henkersknecht entfernt insgeheim sogar den Teppich von der Wandstiege, die zur Flucht der Gefangenen dient. Mudd rutscht beinah aus und wenn die Wachen die Haie nicht vertreiben, könnte er Schwierigkeiten bekommen. Danach wird er in eine Grube gesteckt, wo nicht einmal ein elektrisches Massagegerät gibt, zum Glück bricht aber das Gelbfieber aus, wodurch sie gezwungen sind, dem Arzt seine mit dem General-Dienstgrad geschmückte Stiefelhose zurückzugeben, die er wegen ihrem guten Schnitt so gern hat, er trägt sie mit einem einfachen Charmeuse-Seidenhemd.


Es würde alles wieder in Ordnung kommen, aber dann, infolge der Intrigen des bösen Kommandeurs, beantragen sie beim Staat, ihn nach Hause zu schicken, und sie forcieren es so lang, bis man den Unglücklichen tatsächlich zurück auf seine armselige Farm treibt, wo der sichere Tod auf ihn wartet, zusammen mit seinem schwarzen Knecht und seinen zwölf Kindern, die heute schon im ruhmreichen spanischen Feldzug kämpfen.

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©2022 Josef Farkas

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