Original: Frigyes Karinthy, Az interjú
JUNGER JOURNALIST Guten.. grüß .. Tag... also, zeihung…
ICH DER GROSSE DRAMATIKER Sie wünschen?
JOURNALIST Ich bin beauftragt worden als Berichterstatter der „Budatepser Zeitung“…, ich wollte sagen: der „Budatepser Zeitung“ … he he…ich wollte paar Worte, wenn Sie erlauben…he he. (grinst)
ICH Ah ja, über mein neues Stück in Vorbereitung, natürlich. Also dann nehmen Sie Platz.
JOURNALIST Setzt sich an die Wand, wo der Schatten eines Sessels zu sehen ist.
ICH Setze mich nieder. Wahrlich, ich arbeite schon lange an diesem Stück, das können Sie schreiben. Niederschreiben, das ist leicht, aber es auszudenken! Seit vier Jahren trage ich es in mir.
JOURNALIST Hehehe… tragen… so lang, schwer getragen… he he… wird plötzlich ernst, weil
DRAMATIKER Runzelt seine Stirn, energisch. Vier Jahre lang habe ich es in meiner Seele getragen.
JOURNALIST Versucht intelligent zu schauen. Haben Sie in Ihrer Seele getragen.
DRAMATIKER Verträumt. Ja, und es ist schließlich fertig geworden.
JOURNALIST Lebhaft. Ja… das wollte ich gerade fragen… Jetzt ist es fertig, nicht wahr?
DRAMATIKER Es ist fertig. Ich habe es beendet. Wartet.
JOURNALIST Schaut herum. Nun… also Sie arbeiten nicht mehr daran?
DRAMATIKER Wozu soll ich daran noch arbeiten? Wenn es bereits fertig ist. Wartet.
JOURNALIST Überlegt. Allerdings; dann ist es nicht mehr notwendig… eher nur so lang, bis… he he… fühlt sich verlegen.
DRAMATIKER träumerisch. Es war sehr schwierig… in erster Linie die Charakterisierung der Figuren.
JOURNALIST lebhaft. Ja, das wollte ich gerade fragen… he he… wie Sie die Figuren charakterisieren… tun Sie die einzeln charakterisieren… oder alle auf einmal...
DRAMATIKER Stumpf. Alle einzeln. Wartet.
JOURNALIST träumerisch. Natürlich… so ist das sicher leichter?...
DRAMATIKER in seinen Gedanken verloren. Eine Art stille Trauer sollte über dem Stück schweben, vom Anfang bis zum Ende, das möchte ich, dass man das merkt…
JOURNALIST lebhaft Genau!… gerade das wollte ich fragen… ob die stille Trauer schwebt… wissen Sie.
DRAMATIKER Das ist das faculté maitresse des Stücks.
JOURNALIST aufgeregt Mätresse, ja, das ist die Geliebte des Haupthelden…
DRAMATIKER Nein, „faculté maitresse“, die treibende Kraft, die Haupteigenschaft des Stückes…
JOURNALIST Ja, genau, natürlich.
DRAMATIKER. Das schreibt man nicht … mit „C“ schreibt man, auf Französisch. So… „f-fa-c-u-l-t-é“ Jetzt passt es. Also.
JOURNALIST schreibt es Hehe… Auf Wieder…
Der Artikel
Ich habe Franz Mayer in seinem Schloss besucht, um über sein neues Stück zu diskutieren, das ab nächstem Monat wahrscheinlich im Nationaltheater aufgeführt wird. Ein lächelndes, typisch ungarisches Gesicht erscheint in der geöffneten Tür: solche sieht man glaub ich an alten Biedermeier - Vasen… Der Meister eilt glücklich zu mir und reicht mir beide Hände.
"Wie geht es, wie geht es Ihnen, mein lieber Freund?"
ICH Na ja, es geht so. Man hört, man hört, dass unser Meister uns ein neues Stück schreibt, wieder einmal. So ein echtes Stück, wie früher.
Der Meister lächelt glücklich.
ICH Sie tragen es ja schon seit vier Jahren in sich, seit vier Jahren füttern und ernähren Sie das Thema… und tragen es, wie ein Träger in den asiatischen Wüsten.
Der Meister lacht laut über meinen Scherz.
"Ein Träger in den asiatischen… ja, ja… und nickt dazu."
ICH werde ernst Ja, ein richtiger Schriftsteller schreibt seine Stücke in der Tiefe seiner Seele… dort gestaltet er es, dort entwickelt es sich, dort in der Tiefe reift und glänzt es, in bunten Strahlen, dort schillert es unter den in tausend Farben herausbrechenden Glasperlen des wunderbaren Kaleidoskops, woraus dann das Aroma des Welterfolgs opalisiert.
Der Meister schaut mich wortlos, beeindruckt an… man sieht auf seinem Gesicht die Wirkung meiner Worte…
ICH Und die Charakterisierung! … Die Charakterisierung, die weltberühmte Charakterisierung von unserem Franz Mayer… Jene wunderbare Kraft, womit er einzeln, jeder Figur ihren Umriss verleiht… das ist ja die wahre Kraft, das ist die Schöpfung, die Erschaffung, das ist alles.
DER MEISTER Ja, genau.
ICH begeistert. Jedoch nicht nur die Charakterisierung selbst, sondern eine Art der einheitlichen Stimmung, die sich als roter Faden über das Stück zieht… eine Art leiser Schmerz…
Der Meister konnte hier nicht weiter, er begann zu schluchzen, legte seinen Kopf auf meine Schulter, lächelte mich mit Tränen in den Augen an und flüsterte stotternd, vor Rührung ergriffen.
"Ja… das ist es… was ich sagen wollte… eine Art leiser Schmerz… nur konnte ich es nicht ausdrücken… aber Sie… Sie haben mir die Worte gegeben… und haben meine beklemmte Seele befreit… "
Er hat auf meiner Schulter noch lange vor sich hin geweint. Später hat er sich beruhigt. Er hat mir den ganzen Inhalt des Stückes detailliert erzählt. Der Pikanterie zuliebe verrate ich an dieser Stelle nur so viel, dass der Hauptheld ein gewisser Admiral Faculté ist, dessen Mätresse eine Weltdame ist, und im dritten Akt wird es eine große, eine echte Mayer-Szene geben… Ich verabschiedete mich vom Meister. Er begleitete mich bis zur Hauptstraße, aber nicht einmal dort wollte er sich von mir trennen… Es war Sonnenuntergang, ich drehte mich in meinem Auto noch einmal um und sah noch, wie er mit seinem Taschentuch winkt, dann aber kam eine Kurve, so verlor ich sein begeistertes Profil in der Dämmerung endgültig.
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